Lok Berlin 53

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Heuscheuer Gebirge / Polen

Reise- und Vereinsberichte

Blühende Landschaften - Klettern im Heuscheuergebirge

Nachdem jahrelang nur ein 3-bändiger Kletterführer in Polnisch erhältlich war, erschien 2012 von Jürgen Höfer ein Kletterführer „Heuscheuergebirge" in deutscher Sprache. Ein guter  Grund dem Gebiet wieder mal einen Besuch abzustatten.

Die Heuscheuer oder Gory Stolowe liegen bei Radkow in den Sudeten / Niederschlesien, unweit der tschechischen Grenze. Auf tschechischer Seite befinden sich dann die Felsen von Broumov und Teplice.
Beherrscht wird das Gebiet durch die zwei Tafelberge der Großen Heuscheuer (919m) und der Kleinen Heuscheuer (895m). Die Felsen bestehen aus teils sehr festem Sandstein und haben oft ein ziemlich skurriles Aussehen.
Das gesamte Gebiet ist seit 1993 ein Nationalpark, weswegen das Klettern in diversen Teilgebieten verboten wurde.



Im September 2014 hatte ich unter der Woche ein paar freie Tage. Da ich kurzfristig keine Kletterpartner finden konnte, fuhr ich also allein in die Heuscheuer. Das Wetter war unbeständig, aber zum Wandern reichte es allemal. Weil im Kletterführer noch viele Gipfel den Vermerk „unbestiegen" tragen, wollte ich diese besonders inspizieren. Irgendwas müsste doch möglich sein!?
So wanderte ich u.a. auch durch das Gebiet Schalasterdrehe. Die Felsen stehen hier auf einer Art Plateau, verstreut im Walde. Schon bei der Anfahrt sieht man ein paar Felsnadeln direkt an der Straße stehen.

Tatsächlich gelangen mir in den drei Tagen fünf Erstbegehungen. Drei davon hauptsächlich durch Kamine und zwei Sprünge. Doch interessanter war, dass ich Möglichkeiten für neue Wege an den unbestiegenen Gipfeln auskundschaftete. Doch für die Erstbegehungen braucht es einen Vorsteiger, Sicherungsringe und Schlagzeug.

Hans war schnell bequatscht. Er brachte aus dem Camp4 noch Nick und Micha mit, und mein Bruder Frank schloss sich ebenfalls an. Fünf Kletterer, damit könnten wir sogar die ausgiebige Baustelle an der Kleinen Schalaster klettern, einen selten bestiegenen Gipfel.

Nick, der eigentlich hauptsächlich in der Halle im oberen Bereich klettert, wurde auserkoren, den ersten neuen Weg zu machen. Eine Spreize am „Tigerchen". Da er der Kleinste von uns war, schaute er nicht wirklich glücklich aus. Nach ein paar Metern sollte ein Sicherungsring in den Fels. Erst in Spreizstellung, dann im Skyhook sitzend, brauchte er ewig, um den Bohrmeißel in den Fels zu treiben. So entschieden wir, dass er den Meißel abbinden und die Besteigung erst einmal zu Ende bringen soll. Den Ring verbleiten wir danach von oben gesichert.

Am nächsten Tag gelang uns neben einer Erstbegehung auch die Erstbesteigung der „Berliner Mauer", auf welcher wir ein Gipfelbuch auslegten.
Die Besteigungen meldeten wir später an Jürgen Höfer. Er bat uns, die Keksdosen gegen richtige Kapseln zu tauschen, erfahrungsgemäß halten erstere wohl nur zwei bis drei Jahre. Na toll, aber ein guter Grund wieder hinzufahren.

Am 03. Oktober 2015 war es soweit. Hans, Pille, Martin, der neunjährige Cornelius und ich machten uns auf den Weg. Im Gepäck fünf NVA-Essgeschirre als Kapselersatz, wenigsten dafür sind die mal gut.
Gelockt hatte ich wieder mit einer Erstbesteigung - wie einfach Kletterer doch gestrickt sind.

 
 

Die angestrebte Begehung hatte ich früher schon mal selbst probiert. Aber ungesichert bin ich nur bis zwei Meter unter den Gipfelkopf gekommen. Diesmal stieg Hans vor. Er fand an meiner Umkehrstelle eine kleine Sanduhr und so konnten wir auf das eigentlich beabsichtigte Ringschlagen verzichten.
Zu Fünft auf dem Gipfel suchten wir nach einem Namen. Der war aber schnell gefunden, schließlich war ja Feiertag: „Einheitsturm" und als Wegname „Blühende Landschaften". Passte auch in botanischer Hinsicht, weil der Turm ja auf Grund nicht vorhandener Begehungsspuren noch schön grün war.

- Steffen Brauner (Lok Berlin ’53) -

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